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Styleguide für Audiodeskriptionen – Version 2.5

 

ZIEL DIESES STYLEGUIDES

ZIEL DER AUDIODESKRIPTIONEN

1.0 GRUNDLEGENDES

1.1 ZUM EINSTIEG

1.2 BESCHREIBUNG VON HANDLUNGEN

         WER

         WAS

         WANN/WO

         WIE

1.3 ZENSUR

1.4 EINHEITLICHKEIT DER AUDIODESKRIPTIONEN

2.0 BESCHREIBUNG VON ELEMENTEN AUF DEM BILDSCHIRM UND CREDITS

2.1 TEXT AUF DEM BILDSCHIRM

2.2 UNTERTITEL FÜR FREMDSPRACHIGE ODER SCHWER VERSTÄNDLICHE DIALOGE

2.3 UNTERTITEL FÜR FREMDSPRACHIGE LIEDER

2.4 LOGOS

2.5 TITELSEQUENZEN UND CREDITS

2.6 CREDITS FÜR DIE AUDIODESKRIPTION

3.0 STIMME

3.1 STIMMCASTING

         GESCHLECHT

         ALTER

         STIMMFARBE

         AKZENT

3.2 STIMMLICHE GESTALTUNG

3.3 EINHEITLICHKEIT BEI DER AD-STIMME

4.0 GENRES

4.1 INHALTE FÜR KINDER

4.2 HORROR-/SUSPENS-INHALTE

5.0 PLOT DEVICES

5.1 FORESHADOWING

5.2 KAMERAWINKEL UND ÄNDERUNG DER PERSPEKTIVE

5.3 MONTAGEN

5.4 ZEITSPRÜNGE

6.0 TECHNISCHE ANFORDERUNGEN

 

 

 

ZIEL DIESES STYLEGUIDES

Dieser Styleguide enthält eine Liste der wichtigsten Dinge, die Sie beachten müssen, wenn Sie Audiodeskriptionen für Netflix erstellen. Bitte beachten Sie, dass diese Liste nicht erschöpfend genug ist, um als einzige Richtlinie für die Audiodeskription herangezogen zu werden. Bitte wenden Sie sich an Ihre Kontaktperson bei Netflix, wenn Sie weitere Spezifikationen brauchen oder die Vorgehensweise in Ihrem Land anders ist als hier angegeben.

ZIEL DER AUDIODESKRIPTIONEN

Ziel von Audiodeskriptionen, kurz AD, ist es, für die Handlung und/oder Charaktere wichtige Informationen zu vermitteln, die ohne diese Beschreibung von blinden und sehbehinderten Menschen nicht erfasst werden können.

 

1.0 GRUNDLEGENDES

1.1 ZUM EINSTIEG

Verlassen Sie sich auf Ihr Urteilsvermögen und ziehen Sie zeitliche Beschränkungen in Betracht, wenn Sie die Menge an Details festlegen, die Sie vermitteln möchten: Beschränken Sie sich auf die Beschreibungen der wichtigsten Handlungen und Personen in einer Szene und vermeiden Sie es, zu viele Details einzubauen. Verzichten Sie auf bildliche Beschreibungen, die nicht entscheidend zum Verständnis oder zum Genuss der Szene beitragen. Lassen Sie den Dialogen, Soundeffekten, der Musik und beabsichtigter Stille Raum zum Wirken und bedenken Sie, dass für die Handlung relevante Dialoge und Songs immer Priorität haben.

 

1.2 BESCHREIBEN VON HANDLUNGEN

Bei der Beschreibung von Handlungen müssen Sie nicht immer alle Aspekte erwähnen. Wählen Sie jene aus, die für den Handlungsfluss am relevantesten sind und lassen Sie Dinge weg, deren Fehlen das Erlebnis der Zuschauer*innen nicht negativ beeinflusst. Vermeiden Sie es, die Zuschauer*innen mit irrelevanten Details zu überfluten, insbesondere, wenn der Dialog und/oder die Musik diese Informationen ebenfalls vermitteln.

 

WER

  • Konzentrieren Sie sich bei der Beschreibung auf die Haupt- und eventuell wichtige Nebencharaktere und beschreiben Sie nur visuelle Aspekte, die Informationen über ihre Identität, Persönlichkeit und Charakterzüge geben. Dazu zählen zum Beispiel Aussehen und Mimik, aber auch, wie eine Person sich bewegt oder welche Kleidung sie trägt.
    • Unsere Inhalte repräsentieren die menschliche Diversität und die Vielfalt unserer Erfahrungen mehr und mehr. Bei der Frage, welche Figur Sie beschreiben und wie sehr Sie dabei ins Detail gehen, müssen Sie daher nicht nur bedenken, was für die Handlung relevant ist, sondern auch das Thema Repräsentation in Ihre Entscheidung einfließen lassen. Achten Sie unbedingt darauf, dass alle Beschreibungen sachlich sind und die visuellen Eigenschaften einer Person in den Vordergrund stellen, um ihre wichtigsten Identitätsmerkmale zu kommunizieren: Darunter zum Beispiel Details wie Haarstruktur, Haut- und Augenfarbe, Statur, Größe und Altersgruppe wie Ende Dreißig, Mitte Fünfzig oder Teenie. Wenn Sie sichtbare Behinderungen beschreiben, tun Sie das für alle Haupt- und Nebencharaktere – es ist wichtig, dass Sie alle Akteur*innen gleichermaßen beschreiben und nicht eine Person aufgrund einer Behinderung hervorheben. Achten Sie außerdem darauf, den Fokus auf die Person zu legen, nicht auf eine Behinderung, indem Sie statt „einbeinige*r Schwimmer*in“ „Schwimmer*in mit einem Bein“ sagen.
    • Wenn Sie nicht zweifelsfrei bestätigen können oder es eindeutig aus der Handlung hervorgeht, welche Hautfarbe, Ethnizität oder Geschlechtsidentität eine Person hat, treffen Sie keine Aussagen dahingehend, die lediglich auf Ihrer persönlichen Annahme basieren. Konzentrieren Sie sich stattdessen wie oben beschrieben auf die körperlichen Merkmale der Figur.
  • Finden Sie für die Beschreibung von realen Figuren heraus, wie (un)bekannt diese in Ihrem Land sind, um zu entscheiden, welche Elemente Sie beschreiben wollen. Das kann auch für fiktionale Charaktere wie Kobolde gelten.
  • Beschreiben Sie die Figuren nach und nach, falls die Zeit knapp ist oder zu viele Informationen auf einmal transportiert werden müssen.
  • Achten Sie darauf, die Beziehungen zwischen Figuren zu nennen, sobald diese offenbart werden.
  • Idealerweise sollten Figuren unbenannt bleiben, bis ihr Name durch Dialoge oder die Handlung eingeführt wird. Sollte es sich bei den Figuren jedoch um popkulturell bekannte Persönlichkeiten handeln oder es für das Timing und die Klarheit sowie für die Identifikation von Figuren in größeren Gruppen notwendig sein, können Sie ihre Namen schon vorher verwenden.
    • Verwenden Sie keine Namen für Figuren, die unerkannt bleiben sollen.
    • Versuchen Sie immer, wenn eine Figur im Dialog das erste Mal namentlich genannt wird, eine Beschreibung voranzustellen, etwa in der folgenden Form: „ein bärtiger Mann, Jack“. 

WAS

  • Achten Sie unbedingt darauf, dass die AD Mimik, Körpersprache und Reaktionen vermittelt, besonders wenn diese im Widerspruch zu den Dialogen stehen. Sie können derartige Beschreibungen auslassen, wenn die nonverbalen Signale dem dazugehörigen Dialog vollständig entsprechen.
  • Beschreiben Sie visuelle Stilmittel und filmsprachliche Elemente, wenn diese für die Handlung oder das Genre des Films relevant sind. Darunter fallen beispielsweise eine wackelige, handgeführte Kameraeinstellung, aber auch typografische Besonderheiten einer Texteinblendung, welche dem Geschriebenen einen tieferen Sinn verleiht.
  • Beschreiben Sie Kamerabewegungen, wenn diese relevant für die Handlung sind.
  • Halten Sie die Beschreibung so spezifisch wie möglich und vermeiden Sie dabei generische Begriffe und/oder Markennamen, sofern diese nicht handlungsrelevant sind. 
    • Ausnahme: Wenn Sie eine Information nicht zweifelsfrei bestätigen können, nutzen Sie eine generische Beschreibung oder Oberbegriffe. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Kräuter genau ein*e Koch*Köchin hackt, schreiben Sie lieber „hackt Kräuter“ statt „hackt Petersilie“ – bitte besprechen Sie derartige Szenarien mit Ihrer Kontaktperson bei Netflix.
  • Beschreiben Sie Farben, wenn genug Zeit dafür ist und sie für die Szene von Bedeutung sind. 
  • Achten Sie unbedingt darauf, dass die Audiodeskription keinerlei Meinungsäußerungen enthält, sofern diese nicht vom Inhalt verlangt werden. Auch wenn absolute Objektivität kaum erreichbar ist, versuchen Sie bitte unbedingt, Ihre persönliche Meinung außen vor zu lassen und sachlich zu bleiben.

WANN/WO

  • Inkludieren Sie Beschreibungen von Ort, Zeit und Wetter, wann immer diese Informationen für die Handlung oder eine Szene relevant sind.
  • Fragen Sie sich immer, ob ein Setting eine symbolische Funktion hat, wenn Sie entscheiden, wie viele Details Ihre Beschreibung beinhaltet: Manchmal betonen bestimmte Elemente die Charaktereigenschaften einer Figur oder sind wichtig für die Handlung.
  • Wenn Sie die Richtung einer Bewegung auf dem Bildschirm beschreiben, tun Sie das immer aus Sicht der Zuschauer*innen, nicht der Figuren. Schreiben Sie zum Beispiel: „Die Maus rannte hinter einen Baum rechts vom Haus.“
  • Bedenken Sie bei der Erstellung von Audiodeskription in Sprachen, die nicht die Originalsprache sind, wie gut das Publikum sich im Setting des Films auskennt und beschreiben Sie wenn nötig Dinge genauer. Wenn die Zeit es zulässt, ist es meistens am besten, etwas zu benennen und zu beschreiben, wie in diesen beiden Fällen: „Tower Bridge – eine Brücke mit Türmen, die über die Themse führt“ oder „Er trägt eine Barretina, einen roten, katalanischen Hut“.

WIE

  • Audiodeskriptionen müssen informativ und umgangssprachlich sein. Verfassen Sie sie immer im Präsens und in der dritten Person aus der Perspektive eines*einer allwissenden Erzähler*in. Je nach Inhaltsart kann auch die zweite Person Mehrzahl für den*die Erzähler*in infrage kommen, beispielsweise in Form von Aussagen wie dieser: „Sie dreht sich in Richtung Kamera und zwinkert uns zu“ – das kann vor allem bei Kindersendungen sinnvoll sein: „Wohin geht unsere Reise als Nächstes?“
  • Passen Sie das verwendete Vokabular an den Inhalt an und nutzen Sie je nach Situation beispielsweise amerikanisches oder britisches Englisch sowie Hochdeutsch oder österreichisches Deutsch. Achten Sie außerdem darauf, dass die verwendeten Formulierungen zu Genre und Stil des Inhalts passen und behalten Sie dabei immer die Zielgruppe im Hinterkopf.
    • Da sich Sprache ständig weiterentwickelt, ist es wichtig, dass Sie die Worte sorgfältig wählen und auch den historischen Kontext mit einbeziehen. Führen Sie etwaig notwendige Recherchen durch und vermeiden Sie veraltete Ausdrücke und solche, die heute nicht mehr akzeptabel sind, ebenso wie Wörter mit negativer Konnotation oder Formulierungen, die auf Vorurteilen gegenüber einer Gemeinschaft basieren. Bei Fragen, nutzen Sie bitte die von Netflix zur Verfügung gestellten, lokalisierten Richtlinien für inklusive und sensible Sprache „Inclusive and Sensitive Language Guidelines“ sowie diese Terminologieliste sensibler Ausdrücke „Sensitive Terms“ und wenden Sie sich bei weiteren Fragen an Ihre Kontaktperson bei Netflix.
  • Wählen Sie wann immer möglich ausdrucksstarke Verben: „er humpelt“ statt „er hat Schwierigkeiten, zu gehen“. Dadurch sparen Sie nicht nur Zeit, die Audiodeskription wird auch lebendiger, als wenn Sie ein generisches Verb durch Adverben näher beschreiben müssen.
  • Nutzen Sie wann immer möglich geläufige Begriffe statt langwieriger Beschreibungen: „Adamsapfel“ ist besser und eindeutiger als „Wölbung vorne am Hals“.
  • Nutzen Sie Personalpronomen nur, wenn eindeutig ist, auf wen sie sich beziehen. Wenn Sie bei der Frage nach den richtigen Pronomen Hilfe brauchen, wenden Sie sich bitte an Ihre Kontaktperson bei Netflix.
  • Nutzen Sie alltägliche Objekte, die auf der ganzen Welt bekannt sind, um Formen und Größen zu beschreiben. Zum Beispiel ist es nicht sinnvoll, zu sagen, dass ein Football-Feld 100 Meter lang ist, da dieser Längenvergleich fast ausschließlich in den USA verstanden wird – nutzen Sie stattdessen eine globale Alternative, die für die Menschen in allen Ländern Sinn machen.
  • Legen Sie AD nur dann über Dialoge, wenn dies absolut nicht vermeidbar ist – also wenn die Handlung ohne eine Erklärung nicht verständlich wäre. In so einem Ausnahmefall können Sie die Audiodeskription über Applaus, Gelächter, sich wiederholende Dialoge oder Musik legen. Vermeiden Sie es aber auf jeden Fall, die Deskription über den Hauptdialog zu legen, außer es lässt sich wirklich gar nicht vermeiden.
  • Behandeln Sie Songtexte wie Dialoge und legen Sie nur eine AD darüber, wenn das unbedingt notwendig ist. Lassen Sie dem Lied in so einem Fall etwas Zeit, sich zu entwickeln, bevor Sie mit der Beschreibung beginnen. Wenn der Songtext keine großartige Bedeutung hat, die Handlung auf dem Bildschirm aber wichtig für den Verlauf der Story ist, beschreiben Sie, was vor sich geht und legen Sie die Deskription nach Möglichkeit über sich wiederholende Textzeilen wie zum Beispiel den Refrain.
  • Unterbrechen Sie beabsichtigte Stille, Musik und Soundeffekte wie in Kampfszenen oder bei Explosionen nur für entscheidende, zeitkritische Informationen, die beschrieben werden müssen. 

 

1.3 ZENSUR

Vermeiden Sie Zensur und halten Sie keinerlei Informationen zurück. Beschreiben Sie Nacktheit, sexuelle Handlungen und Gewalt wahrheitsgetreu und nutzen Sie Formulierungen, die für die Zielgruppe sowie die Alterseinstufung des Inhalts angemessen sind. Wenn Sie Hilfe bei der Bestimmung der Alterseinstufung oder der Zielgruppe brauchen, wenden Sie sich bitte an Ihre Kontaktperson bei Netflix.

 

1.4 EINHEITLICHKEIT DER AUDIODESKRIPTIONEN

Achten Sie bei Ihrer Wortwahl unbedingt darauf, dass die Eigenschaften von Figuren und visuelle Elemente über den gesamten Inhalt hinweg einheitlich sind. Es ist zum Beispiel unerlässlich, dass Orte immer gleich benannt werden – egal in welcher Folge oder Staffel eines Inhalts. Erstellen Sie einen Glossar mit allen wichtigen Begriffen, um eine einheitliche Sprache sicherzustellen.

 

2.0 BESCHREIBUNG VON ELEMENTEN AUF DEM BILDSCHIRM UND CREDITS

2.1 TEXT AUF DEM BILDSCHIRM

Überprüfen Sie zuerst, ob die Information vielleicht schon vom Dialog oder auf andere Art und Weise kommuniziert wird, bevor Sie eine Beschreibung hinzufügen. Wenn das nicht der Fall ist können Sie den Text synchron oder asynchron hinzufügen und je nach Bedarf Wort für Wort oder die Bedeutung umschreibend wiedergeben.

Sie können verschiedene Techniken nutzen, um den am Bildschirm dargestellten Text vom Rest der Audiodeskription und den Stimmen der Charaktere abzugrenzen. Sie können dazu zum Beispiel eine erklärende Anmerkung wie „Text wird angezeigt“ einfügen, eine andere Stimme nutzen, oder den Stil der Beschreibung ändern. Bitte besprechen Sie sich vorher mit Ihrer Kontaktperson bei Netflix, wenn Sie zusätzliche Sprecher*innen in das Projekt involvieren möchten.

Geben Sie rechtliche Hinweise und Haftungsausschlüsse unbedingt mit dem exakten Wortlaut wieder, der auf dem Bildschirm erscheint.

 

2.2 UNTERTITEL FÜR FREMDSPRACHIGE ODER SCHWER VERSTÄNDLICHE DIALOGE

Nutzen Sie zur Deskription von Untertiteln dieselben Techniken, die Sie auch für Text auf dem Bildschirm verwenden: Erklärung, Name der sprechenden Person, veränderter Stil und/oder verschiedene Stimmen. Geben Sie Untertitel in der AD exakt so wieder, wie sie am Bildschirm stehen und reduzieren Sie die Lautstärke des Originaldialogs, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Achten Sie dabei aber darauf, dass die Zuschauer*innen den Originaldialog nach wie vor im Hintergrund hören können. Bezeichnen Sie wenn nötig Untertitel in der Audiodeskription als solche, um Verwirrungen zu vermeiden, zum Beispiel, wenn sie das erste Mal auf dem Bildschirm erscheinen, und wiederholen Sie diese Information, wenn zwischen den untertitelten Passagen zu viel Zeit liegt.

Inkludieren Sie Untertitel für schwer verständliche Dialoge nur dann in der Audiodeskription, wenn diese wirklich nicht zu verstehen sind und vermeiden Sie es, Dialoge zu beschreiben, die in der Originalversion verständlich sind.

Bei Inhalten mit übermäßig vielen Untertiteln kann es sinnvoll sein, mehrere Sprecher*innen einzusetzen, um eine klare Abgrenzung zu schaffen. Bitte besprechen Sie sich mit Ihrer Kontaktperson bei Netflix, wenn Sie weitere Sprecher*innen zu Ihrem Projekt hinzuziehen möchten.

 

2.3 UNTERTITEL FÜR FREMDSPRACHIGE LIEDER

In Fällen, in denen Songtexte untertitelt wurden, weil sie wichtig für die Handlung sind, müssen diese auch in der Audiodeskription aufgegriffen werden. Der*Die Sprecher*in darf dabei nicht singen, achten Sie aber darauf, die AD so zu timen, dass sie in den Rhythmus des Liedes passt und nach Möglichkeit keine wichtigen Passagen des Songs überdeckt.

Wenn die Originaltexte des Lieds nicht untertitelt, aber dennoch wichtig für die Handlung sind, behandeln Sie diese bitte wie Dialog und legen Sie keine Audiodeskription darüber.

 

2.4 LOGOS

Wenn die verfügbare Zeit das zulässt, inkludieren Sie Beschreibungen der auf dem Bildschirm sichtbaren Logos sowie Studio- und Firmennamen. Achten Sie darauf, auch die grafischen Aspekte der Logos zu nennen und diese immer einheitlich zu beschreiben. Bedenken Sie dabei aber bitte, dass Logos sich im Laufe der Zeit manchmal verändern und die Standardbeschreibung daher unter Umständen angepasst werden muss.

Folgen Sie bei der Beschreibung des Netflix Idents, sofern dieses vorhanden ist, dem in der Tabelle „Netflix Original Credits“ für Ihre Sprache festgelegten Wortlaut.

 

2.5 TITELSEQUENZEN UND CREDITS

Inkludieren Sie auch Vor- und Abspann in den Audiodeskriptionen, sofern dies nicht zu sehr ablenkt. Achten Sie dabei darauf, den Stil entsprechend anzupassen und verändern Sie das Timing der AD, falls diese mit Dialogen oder Handlungen überlappen würde. Sie können in so einem Fall Informationen gruppieren und den Text vor oder nach dem tatsächlichen Credit nennen. Beschreiben Sie Credits immer in dem Maße, wie es die Zeit zulässt: Wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht, dürfen Sie diese verkürzen. Priorisieren Sie in so einem Fall die Nennungen in der Reihenfolge, in der sie auf dem Bildschirm erscheinen und versuchen Sie, die folgenden Credits im Vor- und/oder Abspann zu nennen.

  • Macher*innen, Autor*innen, Besetzung, Produzent*innen, Ausführende Produzent*innen, Kamera, Schnitt, Musik und Ton.

Wenn Sie nicht alle Credits nennen können und die Zeit dies zulässt, erwähnen Sie, dass die Nennungen verkürzt werden – zum Beispiel mit einem Satz wie „weitere Credits folgen“.

Wenn Sie die AD für eine andere als die Originalsprache erstellen, also wenn die Deskription mit Synchronisations-Audio gemischt wird, nennen Sie die oben genannten Credits nur, wenn sie in derselben Sprache erscheinen wie Ihre Audiodeskription. Wenn das nicht der Fall ist, sagen Sie lediglich einen Satz wie „der Vorspann ist auf Japanisch“, um klarzumachen, dass die Credits in einer anderen Sprache angezeigt werden. Wenn die Zeit es zulässt, lesen Sie bitte die Credits in der Dubbing-Karte nach den oben genannten Nennungen oder anstelle der Besetzung im Abspann.

Machen Sie klar, dass es sich um den Titel des Inhalts handelt, indem Sie vorher „Titel“ sagen und weisen Sie bei Bedarf auf Besonderheiten in der Schreibweise hin. Wenn Sie die Audiodeskription für eine Sprache erstellen, die nicht die Originalsprache des Inhalts ist, also wenn Ihre Beschreibung mit der Synchronisationsspur gemischt wird, nutzen Sie die im Terminologie-Tool festgelegte Übersetzung für die Titelsequenz.

 

2.6 CREDITS FÜR DIE AUDIODESKRIPTION

Führen Sie den Namen der AD-Produktionsfirma sowie die der Skriptautor*innen und Sprecher*innen in der AD-Spur mit auf, und zwar nach dem letzten Frame des Inhalts und vor dem Abspann. Sollte es dabei zeitliche Probleme geben oder, wenn es Zusatzelemente wie Previews gibt, die nicht Teil des Hauptinhalts sind, wenden Sie sich bitte an Ihre Kontaktperson bei Netflix, um die beste Lösung für die Nennung der AD-Credits zu besprechen.

 

3.0 STIMMEN

3.1 STIMMCASTING

Wählen Sie die Stimme für die Audiodeskription nach den folgenden Kriterien aus:

GESCHLECHT

Achten Sie bei der Wahl des Geschlechts für die AD-Stimme darauf, diese entweder komplementär zur Mehrheit der Dialogstimmen zu wählen oder im Kontrast dazu. Die Meinungen dazu, ob es besser ist, wenn die Audiodeskription sich stark vom Dialog abhebt oder sich eher in das Thema einfügen soll, gehen auseinander. Treffen Sie diese Entscheidung daher in Abstimmung auf die jeweilige Situation und betrachten Sie dabei jeden Fall individuell.

 

ALTER

Achten Sie darauf, dass auch das Alter der AD-Stimme auf den Inhalt und das Zielpublikum angepasst ist – für eine Serie wie Sex Education ist zum Beispiel die Stimme eines Teenie oder eines*einer jungen Erwachsenen ideal, wobei das Geschlecht eher nebensächlich ist. Die Ausnahme von der Regel sind beim Alter der AD-Stimme Inhalte für kleine Kinder, da hier oft eine warme, liebevolle Stimme die beste Wahl ist.

STIMMFARBE

Wählen Sie die AD-Stimme so aus, dass Sie zur vorherrschenden Gesamtstimmung der Produktion passt. Für eine Romanze ist zum Beispiel eher eine sanfte Frauenstimme geeignet, während für einen Western eine raue, männliche Stimme die bessere Wahl ist.

AKZENT

Passen Sie auch den Akzent der AD-Stimme an den jeweiligen Titel an: Wenn die Dialoge vorwiegend in britischem Englisch sind, sollte auch die AD-Stimme britisch sein.

Wichtiger als die Stimmfarbe ist allerdings, dass sich der*die Sprecher*in in den Inhalt einfühlen kann! Denn nur wenn er*sie in der Lage ist, die Emotionen einer Szene einzufangen, fügt sich die Audiodeskription stimmig in das Programm ein.

Das Hinzuziehen weiterer Stimmen für die Audiodeskription erweitert die kreativen Möglichkeiten der AD. Bitte wenden Sie sich an Ihre Kontaktperson bei Netflix, wenn Sie weitere Sprecher*innen in das Projekt involvieren möchten.

 

3.2 STIMMLICHE GESTALTUNG

Passen Sie die stimmliche Gestaltung der Audiodeskription auf Lautstärke, Tempo, Emotionen und Rhythmus des Inhalts an.

  • Stimme – Vermeiden Sie unbedingt Monotonie und Singsang bei der Audiodeskription. Die AD-Stimme muss sich von den Dialogstimmen abheben, dabei aber nicht ablenken oder zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Die Audiodeskription darf nicht übertrieben wirken oder sich aufdrängen, sofern der Inhalt das nicht verlangt. In Einzelfällen kann es vorkommen, dass Ihre Kontaktperson bei Netflix um eine bestimmte Art der Stimmgestaltung bittet, etwa um eine besonders empathische Audiodeskription für emotionale Titel, das ist jedoch die Ausnahme.
  • Aussprache und Sprechgeschwindigkeit – Es ist wichtig, dass die AD-Stimme deutlich und in einer gut verständlichen Geschwindigkeit spricht. Dabei darf sie weder zu schnell, noch zu langsam sein. Passen Sie wann immer möglich die Sprechgeschwindigkeit an das Tempo der jeweiligen Szene an: Bei romantischen Szenen darf die Audiodeskription natürlich fließen und nach Bedarf Pausen enthalten. Für Action-Szenen mit einer Verfolgungsjagd oder einem Kampf sollte sie schneller sein und darf ruhig auch abgehackt klingen, um die Aufregung zu transportieren.

 

3.3 EINHEITLICHKEIT BEI DER AD-STIMME

Bei Serien und Filmreihen ist es wichtig, dass Sie nach Möglichkeit immer dieselbe Person für die Audiodeskription casten. Sollte es dabei Probleme geben oder sollten Sie der Meinung sein, dass eine andere Stimme in einem bestimmten Fall eine bessere Wahl ist – etwa bei einer Anthologie-Serie – wenden Sie sich bitte an Ihre Kontaktperson bei Netflix.

 

4.0 GENRES

Beachten Sie bei all Ihren Entscheidungen das Genre, den visuellen Stil sowie das zeitliche und räumliche Setting der jeweiligen Produktion. Wichtig ist auch das jeweilige Zielpublikum, da Sie die Ausdrücke und Formulierungen in der AD an ihre Sprache anpassen müssen. Wenn Ihnen das Drehbuch zur Verfügung steht, kann es eine hilfreiche Ressource sein.

 

4.1 INHALTE FÜR KINDER

Passen Sie Ton und Vokabular an die Altersgruppe des Zielpublikums an und bedenken Sie, dass ein hohes Maß an Vertraulichkeit möglicherweise angemessen ist. Achten Sie bei Bildungsinhalten und in Situationen, in denen das Publikum dazu aufgefordert wird, die Handlung einer Figur am Bildschirm zu verfolgen darauf, das Publikum direkt anzusprechen. Durch Formulierungen wie „zeigt uns“ oder „versuchen wir es“ machen Sie Personen mit Sehbehinderung klar, dass es hier um sie geht und nicht um die Figur auf dem Bildschirm.

 

4.2 HORROR-/SUSPENS-INHALTE

Hier ist es wichtig, dass die Audiodeskription gewollte Pausen und dramatische Stille sowie die musikalische Untermalung in einer Szene respektiert, damit auch Menschen mit Sehbehinderung den von der Produktion beabsichtigten Spannungsbogen erfahren können. Beachten Sie außerdem, dass auch die stimmliche Gestaltung den Spannungsaufbau widerspiegeln muss.

 

5.0 PLOT DEVICES

Vermeiden Sie nach Möglichkeit Jargon und technische Fachterminologie in der Audiodeskription. Eine Ausnahme sind hierbei Filmbegriffe, die mittlerweile Eingang in die Alltagssprache gefunden haben – nutzen Sie aber auch diese nur, wenn die Zeit keine alltagssprachliche Beschreibung zulässt, Sie aber etwas erklären müssen. Achten Sie dabei darauf, dass die jeweilige Formulierung in die Geschichte beziehungsweise das Genre passt und nutzen Sie zum Beispiel Aussagen wie „eine Nahaufnahme“.

 

5.1 FORESHADOWING

Wann immer möglich, versuchen Sie die Dinge gemeinsam mit dem dargestellten Bild zu beschreiben, vor allem wenn es sich um lustige Situationen handelt. Wenn sich das allerdings als unmöglich erweist, können Sie das Timing auch anpassen und Handlungselemente zum Beispiel vorher beschreiben, um das Publikum auf möglichst natürliche Art und Weise darüber zu informieren.

 

5.2 KAMERAWINKEL UND ÄNDERUNG DER PERSPEKTIVE

Manchmal sind Veränderungen der Perspektive wichtig für das Storytelling oder, um eine Szene richtig zu verstehen. Wenn dieser Fall zutrifft, beschreiben Sie, wo sich die Handlung in der neuen Einstellung abspielt oder wo die Figuren sich befinden. Inkludieren Sie derartige Beschreibungen in Form von „von oben“ oder „Vogelperspektive“ nur, wenn es für den jeweiligen Inhalt angemessen sind.

 

5.3 MONTAGEN

Wenn Sie genug Zeit haben, beschreiben Sie Videomontagen oder Fotoreihen. Wenn die Bilder zwar relevant sind, die Zeit aber begrenzt ist, wählen Sie einige der wichtigsten Bilder aus und beschreiben Sie diese kurz.

 

5.4 ZEITSPRÜNGE

Beschreiben Sie Zeitsprünge immer in Bezug zu den Figuren am Bildschirm und bleiben Sie einheitlich in der Art und Weise, wie Sie diese beschreiben. Achten Sie insbesondere bei Rückblenden oder Traumsequenzen immer darauf, auch die visuellen Elemente zu nennen, die darauf hinweisen, um was für eine Art von Zeitsprung es sich handelt.

 

6.0 TECHNISCHE ANFORDERUNGEN

Die Mischung der Audiodeskription muss jener des Originalinhalts entsprechen. Mischen Sie die AD bei 5.1 auf den mittleren Kanal. Weitere Informationen zur richtigen Tonmischung der Audiodeskription finden Sie in unseren technischen Spezifikationen.

  • Reduzieren Sie bei 5.1-Printmastern (PM) bitte nur die Lautstärke des mittleren Kanals für die Audiodeskription. Im Falle von besonders lauten Passagen oder Filmen mit einem großen Dynamikbereich können Sie auch die Lautstärke des linken und des rechten Kanals des 5.1-Printmasters reduzieren – allerdings um nicht mehr als 6 dB. In Ausnahmefällen können Sie die Lautstärke auch um bis zu maximal 12 dB reduzieren, allerdings nur, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt.
  • Reduzieren Sie bei 2-0-Printmastern die Lautstärke bei beiden Kanälen entsprechend.
  • Sie können die Lautstärke von Printmastern und Originalaudio auch manuell reduzieren, wenn das notwendig ist. Achten Sie hier jedoch darauf, dass Voiceover und/oder Audiodeskription nie die Lautstärkespezifikation von Netflix überschreiten, selbst wenn das Ziel wäre, laute Passagen im Printmaster-Audio zu übertönen.
  • Der*Die Tonmeister*in kann das Originalaudio nach eigenem Ermessen um 6–12 dB reduzieren. Wichtig ist, dass die Audiodeskription beziehungsweise das Voiceover klar und deutlich verständlich ist und der Originalton nach wie vor natürlich darunter liegt. Wie genau die Mischung am Ende aussieht, muss von Fall zu Fall entschieden werden und hängt mit der Dynamik der Originalversion beziehungsweise des Printmasters sowie der wahrgenommenen Lautstärke der mit der AD kombinierten Mischung ab.
  • Die Attacks von Sidechain-Kompressoren dürfen nicht kürzer als 2 ms oder länger als 15 ms sein. Vermeiden Sie Kompressionsartefakte wie Pumpen oder Störgeräusche so gut es geht und versuchen Sie immer, einen klaren, natürlichen Klang zu erzeugen.
  • Ihre Mischung muss im Hinblick auf LKFS-Lautheit und True Peak den Spezifikationen von Netflix entsprechen.
  • Achten Sie darauf, dass die Fades der Audiomischung für Deskriptionsabschnitte nicht länger als 5 Sekunden dauern. Vermeiden Sie abrupte Übergänge und hörbare Lautstärkeunterschiede, um ein möglichst angenehmes Erlebnis für die Zuschauer*innen zu schaffen.
  • Bezüglich EQ und Dynamik – Sorgen Sie dafür, dass das Voiceover natürlich klingt. Eine gute Aufnahme erfordert in der Regel nur sehr wenig EQ und Dynamikkompression, vermeiden Sie daher eine übermäßige Bearbeitung. Die Aufnahmen sollten bereits recht sauber sein: Da der übermäßige Einsatz von Geräuschreduktion zu störenden Audio-Artefakten führen kann, sollten Sie diese vermeiden, wann immer es geht.

 

 

Änderungsprotokoll

27.4.2023

  • Hinzufügen der Links zu den Richtlinien für inklusive und sensible Begriffe.
  • Hinzufügen der Anweisungen für Audiodeskriptionen in anderen Sprachen als der Originalsprache eines Inhalts.
  • Aktualisierung und Verschieben des Abschnitts bezüglich der Credits für die Audiodeskriptionen.
  • Aktualisierung des Abschnitts bezüglich der Einheitlichkeit der Stimme für die Audiodeskription.
  • Verschieben des Abschnitts bezüglich der technischen Anforderungen.

 

 

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